Ein spannender Road-Trip auf dem Wild Atlantic Way
Aufregende wilde Klippenlandschaften und bildhübsche Strände, alte Klöster, von denen viele halb zerfallen sind, malerische Friedhöfe mit keltischen Kreuzen, Steinkreise und Dolmen, große Seen und Herrenhäuser mit prächtigen Gärten und die wunderbare irische Natur mit ihren unzähligen Grüntönen sind die Attraktionen am Wild Atlantic Way. Die Küstenstraße ist mit über 2600 Kilometern eine der längsten Europas. Sie folgt der wilden, von den heranbrechenden Wellen des Atlantiks geformten Westküste Irlands von Cork ganz im Süden bis Donegal ganz im Norden der Insel. Am Weg liegen kleine Orte mit bunt getünchten Häusern, freundlichen, gelassenen Menschen und dem obligatorischen Pub, in dem es auf jeden Fall Guinness vom Fass und später am Abend manchmal auch Livemusik gibt.
Irlands milder Südwesten
Ganz im Südwesten Irlands strecken vier Halbinseln ihre langen, schmalen Finger in den Atlantik. Mit ihrem milden Klima und vielen touristischen Angeboten ist diese Region besonders beliebt und geeignet für Familienferien.
Ring of Kerry und Killarney Nationalpark
Das touristische Zentrum ist die Halbinsel Iveragh mit der Küstenstraße Ring of Kerry und der Kleinstadt Killarney, die direkt am gleichnamigen Nationalpark liegt. Hinter den bunten Fassaden im alten Stadtkern von Killarney wechseln sich Souvenirgeschäfte ab mit Pubs. Abends dringt aus den düsteren Schankräumen mitreißende Musik auf die Straßen. Killarney ist viel besucht, steht aber nicht unbedingt für Ursprünglichkeit. Dafür könnt ihr mit den Kids viel unternehmen: eine Farm aus dem letzten Jahrhundert besuchen, im edlen Ambiente des Muckross House einen mehrgängigen irischen Afternoon-Tea genießen, Kutsche und Boot fahren oder zu einem Ponyspaziergang aufbrechen.
Die Dingle Peninsula
Ebenfalls ein beliebtes Ferienziel ist der nördlichste Finger: die Halbinsel Dingle. Ihr stimmungsvoller Hauptort Dingle, der mit bunten Häusern und vielen Pubs perfekt dem Klischee eines irischen Dorfes entspricht, ist außerdem für seinen Delfin berühmt. Fungie lebt seit über 30 Jahren im Hafen und zeigt sich so zuverlässig den Gästen in den Ausflugsbooten, dass ihr für eine Bootstour ohne Delfinsichtung nichts bezahlen müsst. Besonders spektakulär ist die Landschaft an der Spitze der Halbinsel, am Slea Head Drive. Boote fahren hinüber zu den Blasket Islands, die schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr bewohnt sind.
Beara und Mizen Peninsula
Auf den Halbinseln im Süden geht es ruhiger zu. Glengarriff, der Hauptort der Beara Peninsula, liegt an der Bantry Bay, die durch den Golfstrom erwärmt wird. So gedeihen hier sogar Palmen. Auf Garinish Island, einer kleinen Insel in der Bucht, gibt es einen botanischen Garten. Bei der Überfahrt zur Insel sind vom Boot aus Seehunde zu sehen, die sich auf den Inselchen in der Sonne aalen. Ein paar Kilometer weiter in Adrigole könnt ihr sogar mit dem Kajak zu den Seehundbänken in der geschützten Bucht paddeln.
Ganz im Süden stellt die einsame Halbinsel Mizen mit den beiden rauen Landspitzen Mizen Head und Sheep Head die letzten beiden Finger der Südwestküste.
Irlands wilder Norden – Connemara und Donegal
Der Boden im Norden ist moorig und daher kaum landwirtschaftlich nutzbar. Da die Bauern sehr arm waren, erhielt sich hier besonders lange eine ursprüngliche Lebensweise: Die geduckten Steinhäuser blieben reetgedeckt und in manchem Ofen brennt noch immer ein Torffeuer. Mangels Holz unterteilen hunderte von Steinmäuerchen die Parzellen. Auf den kargen Weiden fressen Schafe und die genügsamen Connemaraponys – Bilderbuchirland also, ohne allzu heftige Spuren moderner Zivilisation. Der Norden ist das richtige Ziel für Familien, die es ursprünglich und besonders naturnah mögen. Da es hier an der »Bay Coast« außerdem schöne Sandstrände gibt, ist Connemara auch geeignet für Wassersportler. Allerdings braucht ihr schon richtig warme Sommertage, damit das kühle Atlantikwasser auch zum Baden lockt.
Noch einsamer wird die Landschaft in Mayo und Donegal. Ein besonderes Highlight ist dort die Tour auf dem Great Western Greenway – einem Fahrradweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse mitten durch die Schafweiden führt. Rund um die quirlige Stadt Sligo, in deren Straßen über 150 Pubs zu finden sein sollen, zeigt sich die irische Landschaft noch einmal von ihrer sanften Seite. Besonders charakteristisch für die Region sind die ungewöhnlichen grünen Tafelberge wie der Ben Bulben und der kleinere Knocknarea sowie die großen Seen im Hinterland.
An der Küste reihen sich zwischen Sligo und Donegal lange, einsame Sandstrände, die bei Surfern und Reitern beliebt sind. Der Reitertraum vom Galopp am Meer wird hier leicht zur Wirklichkeit. Ganz oben in Donegal in den »Northern Headlands« reiht sich dann eine raue Landspitze an die andere. Die bekanntesten Plätze sind der Malin Head, der als Kulisse für eine Szene im neuen Star-Wars-Film zu Ehren kam, und die Slieve Leagues, die höchsten Klippen Irlands. Über 600 Meter geht es senkrecht hinab ins Wasser.
Irland für kleine Star-Wars-Fans
Irland war gleich mehrfach Kulisse bei den Dreharbeiten der letzten beiden Star-Wars Filme. Der ungewöhnlichste Ort, den die Filmemacher dazu auswählten, ist die Insel Skelling Michael, die zwölf Kilometer vor der Küste am Ring of Kerry liegt. Oben auf dem spitz zulaufenden Felsen stehen die Mauerreste eines uralten Klosters, das vom 6. bis 13. Jahrhundert von Mönchen bewohnt war, die hier oben Gott besonders nahe sein wollten.
Seit sich Luke Skywalker für das Finale des siebten Star-Wars-Filmes auf Skelling Michael – alias Ahch-To – versteckte, ticken die Uhren anders im Küstenort Portmagee. Statt einer Handvoll fahren jetzt jeden Tag dutzende der kleinen Boote, die jeweils 12 Personen fassen, hinaus zu den Inseln. Neben Skelling Michael gibt es nämlich eine zweite Felseninsel, auf der im Sommer über 50.000 Basstölpel brüten, und das ist fast noch eindrucksvoller als das alte Kloster. Die Luft schwirrt, wenn die Boote sich dem Felsen nähern und die riesigen Wasservögel direkt über euch hinwegfliegen.
Einen dritten Star-Wars-Drehort findet ihr am Dunmore Head auf Dingle und auch dort hat das Filmteam um J. J. Abrams eine gute Wahl getroffen.
Die beste Reisezeit
Regnen tut es im Land der Regenbögen sowieso immer mal wieder und die Winter sind vergleichsweise mild – vor allem an der vom Golfstrom verwöhnten Südwestküste. Die Reisezeit ist also nicht unbedingt auf die Sommermonate begrenzt, auch im Frühjahr und Herbst lohnt eine Irlandreise. Am trockensten sind laut Statistik die Monate Mai und Juni, am wärmsten ist es im Juli und August. Wenn ihr Glück mit dem Wetter habt, könnt ihr an Irlands Stränden auch baden. Die Iren tun es jedenfalls. Kids tragen dabei allerdings oft einen Neoprenshortie.
Die zweite Auflage unseres Familiereiseführer für die irische Westküste ist seit März 2024 im Buchhandel.