Outdoor mit Kindern, Outdoorinfos, Wandern mit Kindern

Von breiten Wegen und schmalen Pfaden

Schaut man auf die Touris­musseiten der Bergorte, verlaufen die empfohlenen Fami­­lienrouten oft möglichst eben auf breiten Schotter­wegen, damit auch wirklich nichts passieren kann. Natürlich ist man auf solchen Wegen besonders sicher – spannend ist so eine Wande­rung allerdings nicht. Beson­ders Kinder langweilen sich auf geraden Forst­straßen und geschotterten Fahrwegen – ein schmaler gewundener Pfad dagegen weckt schnell neue Lebensgeister. Auch steinige Passagen, an denen man richtig klettern kann, kleine Treppchen oder enge Durch­gänge zwischen Fel­sen sprechen Spieltrieb und Phan­tasie an und sorgen für Begeisterung. Manche dieser  schmaleren Wege sind gefahrlos auch mit jüngeren Kin­dern zu begehen, oft gibt es auf Bergpfaden aber auch ris­kan­tere Stellen, an denen das Laufen Aufmerksamkeit braucht. Vor allem am Anfang müssen die Eltern wach dabei bleiben und dafür sorgen, dass zu wagemutige Aben­teurer sich nicht in Gefahr bringen.

Kinder im Kindergartenalter sind noch nicht in der Lage, solche Gefahren einzuschätzen. An Wege, die am Hang entlang gehen und dabei auch erste leicht ausgesetzte Stel­len haben (enge Bereiche, an denen es an einer Seite steil hinuntergeht), kann man Kinder ab dem Grund­schul­alter heranführen. Es braucht dabei in etwa dieselben Fähig­keiten, die ein Kind dazu qualifizieren, sich im Straßen­verkehr zurecht­zufinden. Beo­bachten Sie unterwegs, wie sich die Kinder verhalten und erklären Sie, wo man aufpassen muss und warum… Die ersten Versuche macht man dabei auf Touren mit kurzen schwierigeren Pas­sa­gen. Strecken, auf denen man über längere Zeit wirklich konzentriert laufen muss, sollte man frühestens mit Kindern ab 8 bis 10 Jahren gehen.

> Hier gibt es weitere Infos über das Wandern mit Kindern verschiedener Altersgruppen.

Steineberg10Trittsicher und schwindelfrei?

Trittsicher und schwindelfrei ist die Standardformulierung für die notwendigen Fähig­keiten, die von einem Wan­derer erwartet werden, wenn er sich auf Wege mit alpinem An­spruch wagt. Trittsicher, weil ein Fehltritt zu einem Unfall führen könnte. Bei Kindern geht es hierbei einerseits um Geschicklichkeit, andererseits aber auch um die Fähigkeit, sich über einen längeren Zeit­raum auf den Weg zu konzentrieren und sich der Situation ent­sprechend vernünftig zu verhalten. So läuft man zum Bei­spiel an Steil­hängen vor­­­­sichtig und tritt keine Steine los, die auf einem abschüssigen Serpen­tinen­pfad weiter unten laufende Wanderer in Gefahr bringen können.

Wie weit man schwindelfrei ist, muss man meist erst testen. Bei manchen führt schon ein schmaler, an einer Seite abschüssiger Pfad zu Schwin­delgefühlen, bei anderen erst ein steil abfallender Hang am Gipfel oder ein schmaler Grat­weg, und der nächste bleibt völlig unberührt, egal was kommt. Schwindel­gefühle und Angst sind immer ernst zu nehmen – wer am Berg seine Ängste übergeht, bringt sich und andere in Gefahr. Im Zweifels­fall lässt man den Aufstieg auf einen Gipfel einfach bleiben – egal ob ein Kind überfordert ist oder ein Erwachsener!

Oft verändert sich das Em­pfin­den von Schwindel auch mit wachsender Erfahrung. Eine sehr gute Möglichkeit, sich selbst an Höhe und Abgründe zu gewöhnen und Sicherheit zu gewinnen, ist ein Kletterkurs oder der Be­such eines Hochseilgartens. Hier kann man die Anforde­rungen langsam und völlig ohne Risiko steigern und Spaß macht es auch noch.

Höhenmeter und Gehzeiten

Für Kilometerangaben hat man normalerweise im Laufe eines Lebens ein ungefähres Zeit­ver­­ständnis entwickelt – aber wie sieht das mit den Höhen­metern aus? Um ein Gefühl für diese erstmal recht abstrakte Zahl zu entwickeln, braucht es Erfahrung oder einen Anhalts­­­punkt. Etwa 3 bis 4 Kilometer schafft man in normalem Lauf­tempo in der Ebene. Geht es bergauf, kalkuliert man maximal 300 bis 400 Höhen­meter in einer Stunde. Wobei es, wenn das so hinkommen soll, schon ganz ordentlich hinaufgeht. Auf­stiege unter 200 Höhen­­metern werden die meisten recht unauffällig wegstecken. 400 Höhenmeter bedeuten schon einen recht anstrengenden Aufstieg, der vor allem untrainierte und jüngere Kinder ordentlich fordert.

Müheloses Bergaufgehen erfordert die richtige Technik. Langsam und gleichmäßig zu laufen – nur so schnell, dass man nicht außer Atem kommt – entspricht nicht unbedingt dem normalen kindlichen Be­we­gungsmuster und braucht ein bisschen Training. Hält man das gleichmäßig langsame Gehen durch, läuft man sich mit der Zeit (und wachsender Kondition) ein und kommt dann relativ mühelos den Berg hinauf. Trainierte, erfahrene Wanderer laufen oft lieber berg­­auf als bergab, wo der Schub der Be­wegung und das Körper­ge­wicht abgefangen wer­den müs­sen und die Gelenke belasten.

Gelenkschmerzen sind für Kin­der zum Glück unbekannt, so dass sie – wenn es nicht zu steil ist – mühelos dem Tal entgegen wandern. Berggewohn­ten Kindern zuzuschauen, wie sie, die Erwach­senen weit hinter sich lassend, den Berg hinunter sprin­gen, ist eine wahre Freu­de. Hat man selbst also keine größeren Probleme beim Bergab­gehen und entwickelt nicht den Ehrgeiz, die Kinder als »richtige« Wanderer zeitig ans bergaufgehen zu gewöhnen, kann man es sich auch ein wenig einfacher machen und den »Bergab­schwung« der Kinder für unbeschwerte Ausflüge nutzen. Für den Aufstieg braucht man dann allerdings eine Berg­bahn.

bergbahnMit der Seilbahn hinauf?

Eine Seilbahn verlegt unseren Startpunkt um einige Höhen­meter und bringt uns dahin, wo die Berge am schönsten sind. Hat man sich einmal ein Stück von der Bergstation entfernt, findet man hier meist schmale Berg­­­pfade, und der weite Blick über Berge, Berge und noch mal Berge verzaubert auch klei­nere Wanderer. Natürlich kann man mit einer Seilbahn ganz hinauf fah­ren und dann einfach wieder hinunterlaufen. Schöner ist es aber, oben zu bleiben und aus dem Gewim­mel an der Bergstation heraus in ruhigere Bereiche zu gehen und vielleicht auch noch ein Stück höher zu steigen. So kommt man mit einem Aufstieg von vielleicht 300 bis 400 Meter auch auf Gipfel mit alpinem Charakter.

Wo eine Bahn hochfährt, ist es natürlich voller als anderswo – das ist ein Nach­teil. Vor allem direkt um die Bergsta­tionen sind auch viele Spaziergänger unterwegs. Ein weiteres Manko ist der Preis. Für eine Familie ist so eine Fahrt fast eine kleine Inves­tition. Zwischen 30 und 50 Euro kostet eine Familienkarte für Berg- und Talfahrt mit einer Kabinenbahn. Der Tarif für Ses­­sel­lifte, die auf niedrigere – oft besonders kinderfreundliche – Berge am Alpenrand fahren, ist eher familienkompatibel und für Kin­der sogar besonders spannend.